Liebe
Großeltern
Genauso wie die Eltern, habt auch ihr euch auf dieses Baby gefreut. Ihr habt Pläne geschmiedet, wart neugierig auf das nächste Ultraschallbild, vielleicht habt ihr schon etwas zum Kuscheln oder Anziehen gekauft und euch seine Zukunft ausgemalt…
Und dann ist plötzlich alles anders gekommen.
Das Baby ist verstorben.
Doppelte Trauer
Leider wird in unserer Gesellschaft die Trauer der Großeltern von Sternenkinder oftmals noch aberkannt oder geschmälert. Aber ihr seid Großeltern eines kleinen Wesens, das ihr mit ganz viel Liebe erwartet habt, und das ihr nun nicht aufwachsen sehen werdet.
Ihr seid jetzt mit dem Verlust eures Enkelkindes konfrontiert. Es kommen Gefühle von Unfassbarkeit, Machtlosigkeit, tiefe Traurigkeit, Leid, Wut, usw. hoch.
Eure Trauer ist berechtigt, sie darf und soll gelebt werden.
Zusätzlich zu der Trauer um euer Enkelkind, müsst ihr den Schmerz und das Leid eurer Kinder miterleben. Diese Situation macht oftmals sprachlos, hilflos und kann erst mal durchaus überfordern.
Als Eltern von Kindern möchte man stark sein, sie unterstützen und ihnen den Rücken freihalten. Das ist auch gut so. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig eure eigene Trauer wahrzunehmen, anzuerkennen, ihr Raum zu verleihen und sie, wenn möglich, auch mit euren Kindern zu teilen.
Wie könnt ihr eure Trauer bewältigen?
Trauer ist, ähnlich wie Wut und Angst, ein ungeliebtes Gefühl. Weshalb wir Menschen manchmal versuchen sie zu verdrängen, zu vermeiden, die Erinnerungen und den Schmerz ganz tief in uns zu vergraben. Allerdings verschwinden diese Gefühle somit nicht, sondern bleiben dann in uns und werden meistens verstärkt.
Trauer ist die Fähigkeit des Menschen Verluste anzuerkennen und sie zu integrieren. Es ist wichtig eurer Trauer den nötigen Raum zu geben:
◆ Erlaubt euch offen über eure Trauer zu sprechen und auch selber Trost zu bekommen.
◆ Es ist hilfreich über eure Gefühle, euren Verlust, eure Ängste und Gedanken zu sprechen. Sucht euch Gesprächspartner (Freunde, Geschwister, Kollegen) oder auch professionnelle Hilfe.
◆ Zündet eine Kerze an.
◆ Schreibt einen Brief an euer Enkelkind, ihr könnt ihn danach z.B. auch verbrennen oder in die Erde vergraben.
◆ Schreibt über eure Gedanken und Gefühle in einem Tagebuch.
◆ Geht in die Natur.
◆ Betet, wenn ihr religiös seid.
◆ Geht an die Grabstätte, alleine oder mit den Eltern.
◆ Findet andere Rituale, die euch dabei helfen euch eurem Enkelkind nahe zu fühlen.
◆
Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht für eure Trauer. Sucht euch euren, ganz eigenen, Weg hierfür. Jeder hat das Recht auf die Einzigartigkeit seiner Trauer.
Es ist wichtig eure Trauer zu spüren, durch sie hindurchzugehen Schritt für Schritt. Nur so kann sie sich verwandeln – die Verletzung im Herzen darf dann Heilung finden. Trauer kann nur schwächer werden wenn sie leben darf.
Herman Hesse beschreibt es sehr schön in einem seiner Gedichte :
„Widerstand verstärkt,
Hingabe mildert,
Bejahen ist Magie.“
Wie könnt ihr eure Kinder begleiten?
Selbst wenn ihr alles tun könntet, um das Leid eurer Kinder zu nehmen, wisst ihr, dass dies nicht möglich ist. Aber ihr könnt sie in dieser schweren Zeit begleiten und unterstützen – und das ist schon sehr viel wert.
◆ Nennt den Namen des Babys und sprecht über das Sternenkind.
◆ Durch eure Trauer zeigt ihr, wie wichtig das Baby ist, dass es zur Familie gehört und für immer in Erinnerung bleiben wird.
◆ Ihr könnt eure Verbundenheit verdeutlichen, indem ihr z.B. in eurer Wohnung etwas aufstellt, dass an das Sternenkind erinnert (eine Kerze, ein Kuscheltier, ein Bild, usw.).
◆ Respektiert die Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen der Eltern, auch wenn ihr manches nicht nachvollziehen könnt oder anders machen würdet. Wichtig zu wissen und zu verstehen ist, dass Trauer sehr individuell erlebt und gelebt wird. So wie ihr unterschiedlich trauert, so trauern auch eure Tochter, euer Sohn auf ihre ganz eigene Weise. Und jeder Weg hat seine Berechtigung.
◆ Verwaiste Eltern fühlen sich oft so als seien sie „aus der Welt herausgefallen“. Ihr, als die nächsten Bezugspersonen, könnt die fehlende Verbindung zur „Welt“ herstellen. Denn verlässliche Beziehungen geben Halt und Schutz auf dem Weg in die „normale Welt“.
◆ Ihr könnt ganz praktische Unterstützung anbieten, wenn es von den Eltern erwünscht ist:
◦ bei der Organisation der Beerdigung, sie evtl. mitgestalten
◦ bei der Bewältigung des Alltags (z.B. einkaufen, kochen, Haushalt machen, etc. )
◦ bei der Betreuung der Geschwisterkinder
Es kann sein, dass die Eltern sich manchmal zurückziehen wollen. Das ist eine völlig normale Trauerreaktion. Es ist wichtig diese zu akzeptieren und es nicht persönlich zu nehmen. Wiederholt eure Hilfsangebote von Zeit zu Zeit. Zeigt ihnen, dass ihr da seid und bereit seid sie zu unterstützen, wann immer es angenommen werden kann.
Falls euch dies allerdings in der Anfangszeit nicht möglich ist, da ihr selbst von dem Trauerschmerz so überwältigt seid, dann ist auch das völlig verständlich. Wichtig ist es dann, das klar zu kommunizieren, damit keine Missverständnisse entstehen.
Sobald wir unsere ehrenamtliche Trauerbegleitung anbieten, könnt ihr euch sehr gerne an uns wenden.